Wachhunde mit Federn vor historischer Kulisse

Susanna Schafranek ist nicht alleine beim Kochen in der liebevoll mit allerlei nostalgischen Raritäten dekorierten Küche ihres gemieteten historischen Holzhauses bei Neukirchen. Katze und Kater streichen ihr um die Füße und am See hinter dem Haus lärmt eine muntere Gänseschar, die auch als Wachpatrouille gegen ungebetene Besucher fungiert. "Eine Gans habe ich selbst aufgezogen, die Kleine war wegen seiner verkrüppelten Flügel von der Gänsemutter verstoßen worden," erklärt die 49-jährige Sachbearbeiterin in der Textilbranche und lächelt.

Obwohl Susanna Schafranek jeden Tag einfach 60 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz fahren muss, möchte sie auf keinen Fall aus ihrem gemütlichen Haus wegziehen. Die urigen kleinen Räume, erwärmt durch eine Ölheizung, die nachträglich in einen historischen Kachelofen im Herz des Untergeschosses eingebaut wurde, zieren allerlei historische Deko- und Gebrauchsgegenstände. Viele dieser Dinge haben eine belebte Geschichte, ebenso wie das Holzhaus mit angrenzendem Stadel, in dem immer wieder Antik- und Kunsthandwerkermärkte von Susanna Schafranek und ihren Nachbarn abgehalten werden.

"Es gibt immer noch Neues im Haus zu entdecken", erklärt die Bewohnerin, die hier schon seit gut fünf Jahren lebt. Und auch der Gast staunt, weil zum Beispiel eine riesige Einschütte für Getreide im Obergeschoss kurzerhand zu einem Bücherbord umfunktioniert worden ist. Stolz erzählt die Mieterin den Spaziergängern, die auf einem hübschen Rundwanderweg bei ihr vorbeikommen und fasziniert das Gebäude betrachten, von der reichen Geschichte des Anwesens, das früher zum herrschaftlichem Besitz gehörte.

Längst ist das Gebäude für die gebürtige Bayreutherin Susanna Schafranek zu einem Heim geworden. Doch sie fürchtet um die verträumte Idylle in ihrer Nachbarschaft. Sollte daran angrenzend ein Neubaugebiet ausgewiesen werden, wie von der Gemeinde beabsichtigt, könnte die ruhige Atmosphäre mit Erholungswert bald der Vergangenheit angehören. Susanna Schafranek und ihre Nachbarn wünschen sich, dass das historische Fleckchen Land auch weiterhin seinen ursprünglichen Charme behält.