Das E-Wald-Projekt geht weiter

Mit Akku-Strom durch den Bayerischen Wald

Elektromobilität für eine saubere Umwelt hat auch in Ostbayern Einzug gehalten. (Foto: E-WALD-GmbH)

Ein Pendler fährt mit seinem Elektroauto von E-WALD morgens von Cham rund 40 Kilometer nach Straubing in die Arbeit. Dort schließt er sein Auto an eine Station an und lädt den Akku kostenlos wieder auf. Das dauert etwa 30 Minuten. Anschließend setzt ein Sozialdienst das Auto für mehrere Fahrten zu Pflegebedürftigen im Raum Straubing ein. Am späten Nachmittag steht das Fahrzeug wieder an der Station und der Pendler fährt anschließend mit dem Auto nach Cham zurück. Am Abend möchte seine Tochter Freunde besuchen und fährt nach Bad Kötzting und wieder zurück. Über Nacht lädt das Fahrzeug wieder auf. Am nächsten Tag steht es für den Pendler erneut zur Verfügung. So kann die optimale Nutzung eines E-WALD-Autos aussehen.

Das Projekt E-WALD ist in vier Jahren zum Erfolgsmodell geworden und Otto Loserth, der Geschäftsführer der GmbH mit Sitz in Teisnach, kann positive Ergebnisse vorweisen. Die Firma setzt seit 2012 Elektrofahrzeuge im ländlichen Raum ein. Zeitgleich mit Bad Neustadt an der Saale und Garmisch-Partenkirchen startete damals das Projekt einer Modellregion für Elektromobilität, gefördert von Bayerischen Wirtschaftsministerium. Und auch nach dem Ende des Förderzeitraumes im Dezember 2016 wird es weitergehen.

"Wir haben für die Zeit nach 2016, wenn unsere Forschungen abgeschlossen sind, schon Verträge mit offiziellen Stellen abgeschlossen, die das Erfolgsmodell weiter tragen wollen", gibt Loserth einen Ausblick. Neben Privatnutzern leasen auch Kommunen die Fahrzeuge. Beispielsweise in Parsberg oder in Furth bei Landshut können umweltbewusste Fahrer ein Bürgerauto auch in den nächsten Jahren nutzen.

Das E-WALD-Projekt verfolgt neben dem praktischen Nutzen auch einen wissenschaftlichen Zweck. Die Verantwortlichen wollen herausfinden, ob man Elektrofahrzeuge auch in dünner besiedelten, bergigen Gegenden rentabel einsetzen kann. Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass dies möglich ist. Heute betreibt die E-WALD-GmbH in Ostbayern rund 200 Fahrzeuge und 150 Ladesäulen. "Damit sind die Projektziele weit übertroffen worden," zieht Loserth Bilanz.

Am Anfang der Untersuchungen standen verschiedene Fragen im Raum. Kann der Nutzer überzeugt werden, dass er mit einem Elektrofahrzeug sicher sein Ziel erreicht, auch wenn es draußen kalt ist und seine Fahrtstrecke sehr hügelig ist? "Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Reichweiten-Stress", erklärt Otto Loserth. Die Forscher der Hochschule Deggendorf möchten diesem Stress bei den Nutzern entgegenwirken. Die Forschungseinrichtung erstellte aufgrund von Erfahrungswerten eine Landkarte, die zeigt, wie weit ein voll aufgeladener Akku unter Extrembedingungen reicht. Im Winter leert sich dieser beispielsweise durch die niedrigen Temperaturen und den Energiebedarf für die Heizung schneller als im Sommer.

Auch im Car-Sharing-Modell setzt die E-WALD-GmbH die Autos ein. Die knapp 100 Fahrzeuge, die den Nutzern an Car-Sharing Standorten in ganz Bayern zur Buchung bereitstehen, erfreuen sich immer weiter steigender Nachfrage. Das Unternehmen organisiert als Service für die Kunden auch Sharing-Partnerschaften. Diese richten sich nach den Wünschen der Auto-Teiler. "Wir ermöglichen das Zusammenspiel zwischen Nutzern, die sich ein E-Auto teilen wollen", verspricht Loserth.

Wer noch mehr für die Umwelt tun will, kann Elektrofahrzeuge auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren. "Wir haben Kooperationen mit der Bahn", ergänzt der Geschäftsführer. So kann beispielsweise ein Geschäftsreisender, der nach Niederwinkling ins Gewerbegebiet will, am Bahnhof Bogen in ein E-Auto umsteigen und seinen Geschäftstermin wahrnehmen. Nach dem Termin kann er flexibel noch eine weitere Besorgung machen und stellt für die Rückreise das Auto einfach wieder am Bahnhof in Bogen ab.


Umweltschutz wird beim Projekt groß geschrieben, zumal der Strom für das Laden zu 100 Prozent Ökostrom von regionalen Erzeugern ist. "Auch das war uns wichtig", fügt Loserth an. "Dies ist ein Beitrag des Unternehmens E-WALD zur Energiewende."

Was bleibt, ist die Kostenfrage. "Ab 500 Euro im Monat können Fahrer ein E-Auto bei unserem Projekt nutzen", erklärt Loserth. Zuerst einmal viel Geld für eine Mobilitätslösung, die trotz aller Erfolge immer noch in den Kinderschuhen steckt. "Wir übernehmen bei diesem Preis aber alle Kosten, die bei der Nutzung anfallen, also Versicherung, Stromkosten, TÜV-Gebühr, Werkstattservice und Reifenwechsel. Auch kann der Preis natürlich durch eine Nutzung von mehreren Partnern entscheidend gesplittet werden", rechnet der Geschäftsführer des Unternehmens vor. Bei einer optimalen Nutzung rentiere sich die Miete also durchaus. "Der Vorteil ist, dass der Kunde das Angebot für eine befristete Zeit ausprobieren kann, ohne gleich ein E-Auto kaufen zu müssen. Wir unterstützen hier Interessenten gerne, wenn sie sich für ein Elektrofahrzeug interessieren," betont Loserth.

Otto Loserth ist Geschäftsführer der E-WALD-GmbH mit Sitz in Teisnach.



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27. April 2016 13:24
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