Impfen: Schutz und Hilfe für den Körper

Bei vielen Krankheiten ist eine Impfung sinnvoll, bestätigen Kinderärzte. (Foto: Ralf Hirschberger/dpa)

Impfen ist nach wie vor ein großes Thema. Viele Eltern haben hierzu Fragen und sind unsicher. Der Ärztliche Direktor des Kinderkrankenhauses St. Marien gGmbH in
Landshut und Chefarzt der Pädiatrie Dr. med. Reinhard Herterich erklärt die Vorteile des Impf-Schutzes.

Welche Impfungen sollten bei Kindern routinemäßig durchgeführt werden und in welchem Alter?

Dr. med. Reinhard Herterich: Hierzu gibt es Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts. Das Impfprogramm beginnt nach dem abgeschlossenen zweiten Lebensmonat mit der Sechsfach-Impfung und Pneumokokken-Impfung sowie der Rotavirus-Impfung. Es folgen noch zwei Impftermine in vierwöchigen Abständen, Masern-Mumps-Röteln und Windpocken sollten am Ende des ersten Lebensjahres geimpft werden.

Was bewirkt eine Impfung im Körper? Wie funktioniert sie?
Herterich: Eine Impfung löst eine Reaktion des Immunsystems aus und führt zur Antikörperbildung gegen, so dass der Patient gegen die jeweilige Krankheit, z. B. Masern geschützt ist.

Welche Nebenwirkungen kann eine Impfung haben?
Herterich: Nicht seltene Nebenwirkungen sind leichte Temperaturerhöhung als Zeichen der Immunreaktion des Körpers. Dies kommt bei etwa 10% der geimpften Kinder vor. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind extrem selten (in einem Verhältnis von etwa 1 zu 4 Mio.).

Dr. med. Reinhard Herterich.

Wie verhält sich das Risiko zum Nutzen?
Herterich: Bei den Impfungen schlägt die Waage eindeutig zu Gunsten des Nutzens aus. Das Risiko, das z. B. ein Säugling im ersten Lebensjahr an einer Keuchhusten-Infektion verstirbt liegt bei 1:100. Das Risiko einer Keuchhusten-Impfung mit schwerwiegenderen Nebenwirkungen liegt bei 1 zu 4 Mio.

Was raten Sie Eltern, die Impfungen total ablehnen?
Herterich: Wir haben in Deutschland keine Impfpflicht, so dass wir hier auf Aufklärung setzen. Die Eltern werden über die Gefahren der Wildinfektionen, z. B. Masern, Keuchhusten, Haemophilus, etc. aufgeklärt. Es werden die Vorteile und der Nutzen der verfügbaren Impfstoffe dargestellt. Eine Impfpflicht besteht nicht, so dass man hier nur auf den gesunden Menschenverstand und die Fürsorgepflicht der Eltern setzen kann.

Was halten Sie vom Vorschlag, dass nur noch geimpfte Kinder in Kitas zugelassen werden?
Herterich: Aus meiner Sicht ein vernünftiger Vorschlag, da ungeimpfte Kinder auch eine Gefahr für andere darstellen, wie man es z. B. bei der derzeitigen Masern-Epidemie in Berlin gesehen hat.

Welche Krankheiten konnte man mit Impfungen in der Vergangenheit ausrotten, bzw. eindämmen?
Herterich: Das klassische Beispiel ist die Pocken-Impfung. Pocken gelten als ausgerottet, so dass die Pocken-Impfung auch nicht mehr empfohlen werden muss. Weitere erfolgreiche Impfprogramme sind die Polio-Impfung, aber auch die weniger bekannte wie die Haemophilus Influenza B-Infektion, die noch in den 80iger Jahren zu schwersten Entzündungen des zentralen Nervensystems mit lebenslanger Behinderung oder Tod geführt hat. Diese Erkrankungen sind nahezu ausgerottet.

Wie nimmt man Kindern die Angst vor der Spritze und wie sollte man einem Kind den Nutzen einer Impfung erklären?
Die hängt vom Alter des Kindes ab. Ab einem Alter von etwa zwei Jahren kann man dem Kind ganz gut erklären, dass die Impfung einen schützenden Einfluss auf die Gesundheit des Körpers hat. Man sollte allerdings das Kind auch darauf hinweisen, dass es einen leichten "Picks" verspürt. Der Hinweis "Das tut nicht weh!" ist deshalb nicht angebracht.



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27. July 2015 13:42
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idowa, Doris Emmer
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