Ab ins Vorstellungsgespräch

Wenn die Hürde "schriftliche Bewerbung" genommen wurde

Karin Pohlei kennt als Arbeitsvermittlerin der Agentur für Arbeit in Deggendorf die wichtigsten Tipps für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch. (Foto: privat)

Eine schriftliche Bewerbung ist nur ein erster Schritt in Richtung Arbeitsplatz. Gefällt sie dem Ansprechpartner in einem Betrieb erfolgt oft die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Doch keine Angst: Hierauf kann man sich sehr gut vorbereiten. Arbeitsvermittlerin Karin Pohlei erklärt wie.

Karin Pohlei: Wenn man die erste Hürde genommen hat und zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, wie kann ich mich am besten vorbereiten?

Hier ist die Liste der Dinge lang, die beachtet werden muss. Die wichtigsten:

  • Sich bezüglich des Unternehmens im Internet, evtl. auch in der aktuellen Tagespresse, informieren.
  • Antworten auf mögliche Fragen des Arbeitgebers an den Bewerber mit Freunden vorab üben sowie eigene Fragen an den Arbeitgeber überlegen. Diese aufschreiben und die Notizen mit zum Gespräch nehmen. So signalisiert man Interesse!
  • Die eigene Bewerbung noch einmal durcharbeiten und dann schriftlich bereit haben, ebenso wie Schreibsachen!
  • Die Telefonnummer und Adresse des Arbeitgebers bereithalten.
  • Sich unbedingt den Namen des Ansprechpartners merken.
  • Eine Wegbeschreibung für die Anfahrt bereitlegen.
  • Unbedingt pünktlich da sein, also genügend Zeitpuffer, z.B. Staus oder Schienenersatzverkehr o.a. einkalkulieren.
  • Auf angemessene, bequeme (!) Kleidung, Schuhe, Körperhygiene achten.
  • Und unbedingt: sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst sein und Selbstbewusstsein tanken, um dem Arbeitgeber im Gespräch auf Augenhöhe zu begegnen!


Mit welchen Fragen muss ich bei einem Vorstellungsgespräch (z. B. für eine Bürotätigkeit) rechnen?

Mögliche Fragen des Arbeitgebers:

  • "Erzählen Sie uns/mir etwas über sich!" - "Wie verlief denn Ihr bisheriger Berufsweg?" Hier ist die Kunst, sich in 2 bis 3 Minuten (anhand eines roten Fadens!) zu präsentieren.
  • "An welchen Fortbildungsmaßnahmen haben Sie in letzter Zeit teilgenommen?" Lern- und Weiterbildungsbereitschaft wird heute fast überall verlangt.
  • "Aus welchen Gründen haben Sie sich gerade für diesen Beruf entschieden?" - "Was hat Sie bewogen, sich bei uns zu bewerben?" - "Was erwarten Sie von uns/ von dieser Arbeitsstelle?" Hier muss eine positive Motivation in der Antwort erkennbar sein.
  • "Warum wollen Sie Ihren Arbeitsplatz wechseln?" - "Warum ist Ihnen gekündigt worden?" - "Seit wann sind Sie Arbeit suchend?" - "Warum haben Sie in der Vergangenheit Arbeitsstellen gewechselt?" Hier darf auf keinen Fall abwertend über frühere Arbeitgeber oder Kollegen geredet werden.
  • "Was wissen Sie bereits über unser Unternehmen/ die Firma/die Abteilung?" Die Unternehmen wollen gesehen werden und das Interesse des Bewerbers an dieser Firma erkennen können.
  • "Warum sollten wir gerade Sie nehmen?" - "Warum sollen wir uns für Sie entscheiden?" - "Was haben Sie für die ausgeschriebene Stelle Besonderes zu bieten?" Darüber sollte sich ein Bewerber im Klaren sein! Seine persönlichen "Verkaufsargumente" kennt nur jeder Bewerber/jede Bewerberin selbst.
  • "Wie würden Sie sich selbst kurz charakterisieren?" - "Was sind Ihre persönlichen Stärken?" - "Wo liegen Ihre persönlichen Schwächen?" - "Wie gehen Sie mit Kritik um?" Wieder gilt das Prinzip "Ehrlichkeit"! Niemand ist ausschließlich toll und ohne persönliche "Macken". Genauso wenig soll sich ein Bewerber selbst geißeln. Personaler möchten erkennen, dass man sich selbst kritisch reflektieren kann. Und aus "Fehlern" lernen kann. Wichtig ist, dass am Ende einer Antwort etwas Positives steht. Und aus jeder Schwäche lässt sich eine Stärke eines Bewerbers ableiten! Wer z.B. nicht besonders redegewandt ist und eher introvertiert, kann dafür vielleicht umso besser zuhören? Nur sollte man sich dann am besten nicht für eine Stelle im Außendienst oder der Kundenakquise bewerben Oder wer keine Führungsqualitäten hat, ist dafür vielleicht sehr gut in der Lage, präzise weisungsgebunden zu arbeiten Oder: vielleicht ist jemand nicht der Mensch, der sich immer sofort und spontan für neue Ideen begeistern kann, beweist jedoch große Ausdauer und Anstrengung, wenn er sich erst einmal in neue Aufgaben eingearbeitet hat
  • "Was möchten Sie in drei/fünf/zehn/ Jahren erreicht haben?" - "Was sind Ihre beruflichen Ziele?" Die Antworten sind hier wohl so zahlreich wie die Zahl der Bewerber. Natürlich hat ein frischgebackener Hochschul-Absolvent andere Ambitionen als eine 50-jährige Berufsrückkehrerin.
  • "Was machen Sie in Ihrer Freizeit?" Niemand muss hier antworten. Doch was hat ein Bewerber dann zu verbergen? Wie glaubwürdig ist er, wenn er nicht antwortet?
  • "Welche Gehaltsvorstellungen haben Sie?" Hier ist es unerlässlich, dass man sich z.B. über die Internet- Seiten der Bundesagentur vorab über branchenübliche Gehälter informiert hat und seine eigenen Schwächen und Stärken kennt.

"Welche Fragen haben Sie an uns?" Diese Frage sollte auf keinen Fall verneint werden! Als Bewerber ist man schließlich engagiert, motiviert und interessiert!

Beispiele für Themen, zu denen man selbst Fragen stellen kann:
  • Fragen zur Einarbeitung
  • Fragen zum Unternehmen, zu Kollegen, zum Team
  • Fragen zur Tätigkeit / Fragen zu Ihren Aufgaben
  • Fragen dazu, warum wurde die Position neu besetzt wurde oder neu geschaffen wurde
  • Fragen nach der Arbeitszeit, der Arbeitskleidung/ dem Dresscode
  • Fragen nach Fort- und Weiterbildungen/ Zukunftschancen
  • Frage nach "Projekten" in der nahen Zukunft
  • Fragen zum Arbeitsplatz

Was sollte ich bei einem Vorstellungsgespräch auf jeden Fall vermeiden?
Das allerwichtigste ist: nicht unecht sein, sondern authentisch bleiben, also wieder ehrlich! Ungereimtheiten fallen garantiert auf! Auch z.B. weder übertrieben gestikulieren, um Dynamik und Motivation zu unterstreichen noch den Gesprächspartner anstarren, weil man unbedingt Blickkontakt halten will. Und wer in Bayern aufgewachsen und verwurzelt ist, soll sich auf keinen Fall erstmals im Vorstellungsgespräch mit Hochdeutsch versuchen.

Hier gelten die allgemeinen Kommunikationsregeln:
  • Nur beispielsweise: das "Gegenüber" auf jeden Fall ausreden lassen!
  • Antworten klar, deutlich, mit Pausen und Sprachmelodie, anhand eines roten Fadens. Weder einsilbig sein noch ausschweifen.
  • Wichtig ist auch aktiv zuzuhören, dem Gesprächspartner also mit Mimik, Körperhaltung und verbal Zustimmung zu signalisieren.
  • Das allerwichtigste ist wohl: dem Personaler oder Firmenchef unbedingt selbstbewusst und auf Augenhöhe begegnen!
  • Und vielleicht das allerallerwichtigste: mit einer positiven, inneren Einstellung ins Gespräch zu gehen. Wem das schwer fällt, empfehle ich, ab und zu die innere Haltung zu überprüfen! Jemand, der sich nie selbst reflektiert, sich seiner Stärken und Schwächen nicht bewusst ist und nicht weiß, wie er auf andere wirkt, wird es ebenfalls schwerer als die Mitbewerber haben, im Rennen zu bleiben bzw. am Ende gar zu gewinnen.
  • Auch hier gilt wie im Anschreiben: alle negativen Wörter und Ausdrucksweisen vermeiden. Nicht "Ich will nicht im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten", sondern z.B.: "Gerne arbeite ich im Zwei-Schicht-Betrieb."
  • Nicht: "Ich habe keinen Gabelstapler- Führerschein", sondern z.B.: "Sehr gerne erwerbe ich in einem Drei-Tages-Lehrgang den für diese Stelle nötigen Staplerschein."

Was kann ich gegen Nervosität vor dem Vorstellungsgespräch tun?
Wer gut vorbereitet ist und aus der Einladung zum Vorstellungsgespräch Freude und Selbstbewusstsein mitbringt, kann ganz gelassen bleiben. Was gute Vorbereitung heißt, ist oben erläutert. Vielen hilft es, sich an angenehme Situationen oder persönliche Erfolge zu erinnern. Das entspannt und zaubert einen entsprechend freundlichen Ausdruck ins Gesicht.



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Details

01. September 2015 17:35
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idowa, Doris Emmer
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