Wohlige Wärme auch im Winter

Beim Einbau einer neuen Heizung gibt es viel zu beachten

Eine Heizung sollte sich auf jeden Fall rechnen. (Foto: Friso Gentsch, dpa)

Wer ein Haus baut oder sich für eine neue Heizung in seinem bestehenden Zuhause entscheidet, auf den kommen viele Fragen zu. Als stellvertretender Obermeister der Innung für Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik in Straubing kennt Andreas Meier diese Fragen genau.

Welche Heiztechnik ist für mich die richtige? Welche baulichen Voraussetzungen benötige ich? Wieviel kostet mich das? Welche Vorschriften macht der Gesetzgeber? Oft ist es schwierig für den Hausbesitzer sich im Dschungel an Vorschriften und Maßgaben zurechtzufinden. "Umso wichtiger ist es, dass ein Fachmann zu Rate gezogen wird," rät Andreas Meier.

Er kennt die Probleme, die sich mit der Planung und dem Einbau einer neuen Heizung ergeben können aus eigener Erfahrung. "Mein Wohnhaus habe ich im Jahr 2010 übernommen. Gebaut wurde es etwa um das Jahr 1910 und erhielt einen Anbau in den frühen 70er-Jahren. Energetisch gesehen natürlich ein Supergau!", blickt er zurück.
"Die Wohnfläche und die angeschlossene Werkstatt betragen rund 300 Quadratmeter. Für die benötigten 5 000 Liter Heizöl im Jahr musste ich damals 5 000 Euro bezahlen," erinnert sich Meier. Viel Geld für einen selbstständigen jungen Familienvater.

Moderne Kombination

Mit einer KfW-Förderung hat der Heizungstechniker damals eine moderne Pellets-Heizung eingebaut. Unterstützt wird die Wärmegewinnung durch eine thermische Solaranlage auf dem Dach, die vor allem im Sommer einen guten Teil der Energie für das Haus zuliefert.

Es wurde auch ein Vollwärmeschutz angebracht, das Dach gedämmt und neue Fenster eingebaut. Somit verringerten sich die Heizkosten für Andreas Meier um 3 500 Euro pro Jahr.

Gesamteindruck wichtig

"Man muss sich bemühen, sich einen Gesamteindruck des Hauses zu verschaffen, nur dann ist es möglich, energieeffizient zu arbeiten," erzählt der Handwerksmeister aus der Praxis. "Früher hat man Heizungen oft überdimensioniert. Die Folge war, dass ein umweltfreundliches und sparsames Einstellen für den persönlichen Bedarf kaum möglich war." Moderne Heizungssysteme gingen immer mehr weg von der alleinigen Nutzung von fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas.

Generell würden diese lange Zeit dominierenden Heizungsarten nun mit regenerativen Methoden gepaart. Somit erreicht man zu jeder Jahreszeit eine günstige Energiebilanz," betont Meier. "Außerdem schreibt der Gesetzgeber bei neuen Heizungen einen gewissen Teil an regenerativen Energien vor." Darunter fallen zum Beispiel Windenergie, Solarthermie und Erdwärme - kurz alles, was Mutter Natur unbegrenzt hergibt, ohne dass ihre Ressourcen angegriffen werden. Wichtige moderne Heizungsarten stellt Andreas Meier gerne im Detail vor.

Wärme aus der Luft

Unter anderem fällt darunter die Wärmepumpentechnik. "Man muss sich diese Variante wie einen Kühlschrank vorstellen. Wenn Sie an die Rückseite eines laufenden Kühlschranks greifen, ist es dort warm," erklärt Meier.

Ebenso entziehe die Wärmepumpe, die mit Strom angetrieben wird, der Außenluft in einem physikalischen Prozess Wärme. Die abgegebene Luft wird dann auf ein höheres Energieniveau gebracht und erzeugt so etwa das Drei- bis Vierfache an Wärme." Der Wirkungsgrad der Pumpe wird als "COP"-Wert angegeben - als Coefficient of Performance. Dieser Wert bezeichnet die Leistungszahl dieser Heizung gemäß theoretischer Berechnungen oder unter bestimmten Testbedingungen.

"Der COP besteht aus Buchstaben und Zahlen, zum Beispiel ,A2W35'," erläutert der Fachmann die Terminologie. "A2W35" besagt demnach, dass die Luft-Wärmepumpe bei 2 Grad Lufttemperatur 35 Grad warmes Wasser erzeugt."

Man sehe diese Heizungsart oft in Neubaugebieten. "Zu erkennen sind die Luftwärmepumpen oft an den Außengeräten, die sich meist vor den Häusern befinden," erläutert Heizungstechniker Andreas Meier.

Nutzung von Erdwärme

Neben der Wärme aus der Luft kann diese natürlich auch aus dem Boden gewonnen werden. Durch Brunnen kann die natürliche Temperatur des Grundwassers genutzt werden. Diese relativ teure Variante zeichne sich durch eine hohe Energieeffizienz aus.
"Erdwärme ist in den allermeisten Fällen mit Tiefbohrungen verbunden. Hierfür müssen die Hausbesitzer mit Kosten zwischen 13 000 und 19 000 Euro rechnen," so Meier.

Sollte man die Variante bevorzugen, die Kollektoren in die Fläche zu bauen, anstatt in die Tiefe, müsse das Grundstück gewisse Voraussetzungen erfüllen. "Hier werden Heizschlangen auf einer großen Fläche in die Breite verlegt. Wichtig ist, dass dieser Bereich nicht bebaut werden kann. Auch dürfen hier keine Bäume stehen, da das Wurzelwachstum die Technik zerstören kann", so Meier.

Beide System funktionieren nach ähnlichem Prinzip. Die flüssige Sole zirkuliert, je nach gewählter Variante innerhalb der Sonde oder den Kollektoren, in einem fest geschlossenen Kreislauf in der Erde.

Hierbei nimmt die Lösung die in der Erde gespeicherte Wärme auf, um sie anschließend innerhalb einer Wärmepumpe an einen zweiten Kreislauf, den sogenannten Kältemittelkreislauf, abzugeben und diesen auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen.

Blockheizkraftwerke

Eine weitere Heizmethode ist die Nutzung eines Blockheizkraftwerks. "Diese Variante ist für Wohnanlagen empfehlenswert, die relativ viel Energie über das gesamte Jahr benötigen. Beispiele hier sind Wohnheime, große Hotels, Altersheime, Krankenhäuser," erklärt Fachmann Andreas Meier.

Für den Eigenheimgebrauch sind sogenannte Mikro-Blockheizkraftwerke geeignet, die auch für geringere Laufleistungen ausgelegt sind. Hier wird das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung genutzt. "Hauptsächlich werden diese Anlagen mit Gas betrieben, obwohl es auch mit Heizöl und Biomasse möglich ist," erläutert Andres Meier.

Standardisierte Pellets

"Pellets sind vor allem etwas für Menschen mit dem grünen Daumen. Eine Pelletheizung erfordert eine intensivere Wartung, als zum Beispiel eine Öl- oder Gasheizung," gibt der Handwerker zu bedenken.

Bei dieser Heizungsform werden die kleinen Energieträger mit verschieden Systemen, wie zum Beispiel einem sogenannten Schneckenantrieb, aus einem Silo in den Heizkessel befördert, in dem die Pellets dann verbrannt werden. "Hier haben Hausbesitzer den Vorteil, dass sie auf einen Rohstoff zurückgreifen können, der genormt ist und nicht wie Holz oder Hackschnitzel unterschiedliche Gütegrade oder Restfeuchte aufweist. Bei Holz kann die Heizleistung variieren. Bei Pellets ist das nicht der Fall."

Brennstoffzellen

In einer sogenannten Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle reagiert ein Brennstoff - oft Erdgas - mit einem Oxidationsmittel. Aus der so erzeugten chemischen Energie entsteht durch Verbrennung thermische Energie und diese wird in einen nachgeschalteten Generator in Strom für den privaten Heizbedarf umgewandelt. "Bei dieser noch sehr neuen Technik können momentan bis 9 300 Euro staatlicher Förderung in Anspruch genommen werden, betont Meier

Thermische Solarenergie

Anders als bei der Erzeugung von elektrischer Energie durch Photovoltaikanlagen, erzeugen thermische Solarkollektoren auf dem Dach, meist mit einem Glykol-Wassergemisch, bei Sonneneinstrahlung Energie, die für den Warmwasserbedarf oder die Heizung genutzt werden kann. Diese regenerative Methode des Heizens wird oft in Kombination mit anderen Heizarten verwendet. "Hier wird der Forderung des Gesetzgebers nach der Erzeugung umweltfreundlicher Energie Rechnung getragen," erläutert Meier.

Fernwärme


"Wie der Name sagt, wird Fernwärme nicht im oder beim Haus produziert, sondern dezentral." Durch die Verbrennung von Müll, Hackschnitzeln oder auch Geothermie bieten immer mehr Gemeinden durch eine Heizzentrale im Ort Fernwärme an. Diese wird über Leitungen in Form von erwärmten Wasser ins Gebäude gebracht. Im Gebäude wird dieses heiße Heizwasser, mit moderner Regelungstechnik dem individuellen Bedarf angepasst. Hier müsse sich der Hausbesitzer jedoch immer vor Augen halten, dass er nicht autark, sondern auf andere angewiesen ist, betont Meier.

Wenn sich Hausbauer entschieden haben, welche Wärmeerzeugungsart für sie die richtige ist, steht noch die Gretchenfrage an: Will man die Energie von unten oder von der Seite im Raum?

Wand oder Fußboden?

"Generell reagiert eine Fußbodenheizung zwar träger als Heizkörper an der Wand, allerdings ist die Wärme von unten viel effizienter," erklärt Andreas Meier. "Mich fragen immer wieder Kunden, ob die Fußbodenheizung überhaupt funktioniert, da sich der Boden nicht erwärmt. Tatsächlich erreicht man aber angenehme Raumtemperaturen von 22 Grad schon bei einem gefühlt kalten Boden."

Heizkörper an der Wand würden den Raum zwar schneller aufheizen, benötigen dafür allerdings viel mehr Energie. In seinem Büro hat Andreas Meier beide Varianten kombiniert. Für das schnelle Heizen für zwischendurch darf es der Wandheizkörper sein, für eine kontinuierliche Temperatur im Raum wird die Fußbodenheizung eingesetzt.
Auch ein weiterer Hinweis liegt Andreas Meier am Herzen und er gibt seinen Kunden hier gerne Ratschläge. "Es ist das alte Problem: Der Raum ist angenehm warm, aber die Luft ist langsam verbraucht. Der CO2-Gehalt steigt an. Müdigkeit kann bei den Bewohnern entstehen. Nun steht Lüften an. Die Fenster werden geöffnet. Hier geht viel Wärme verloren. Man hat sozusagen für draußen geheizt."

Frische Luft im Haus

Superdichte Fenster und Dächer machen es nötig, auch an die Wohnhauslüftung zu denken. Mit speziellen modernen Einbauten könne man dafür sorgen, dass die verbrauchte aber warme Luft, wenn sie durch eine Belüftung nach draußen strömt, ihre Wärme wieder an die in den Wohnraum einströmende frische, kalte Luft abgibt. "Solche Systeme müssen selbstverständlich auch gewartet werden und haben ihren Preis, sind aber laut Heizungsfachmann Meier aus Sicht der Energiebilanz und des Wohnraumkomfort in modernen Wohnbau nicht mehr wegzudenken.

Von einem Heizungsfachmann werde heute auch immer mehr elektrische Fachkenntnis verlangt. "Vieles läuft bei der Heizung im Eigenheim über elektronische Steuerungssysteme per App mit dem Smartphone," erklärt Andreas Meier. Dies ist für technikaffine Hausherren zwar praktisch, aber wie auch bei den rechtlichen Vorschriften im Hinblick auf eine neue Heizung, müsse man sich mit den oft schwer zu durchschauenden Prozessen auseinandersetzen.

Varianten

"Dem Hausherren stehen in der Regel verschiedene Förderungen zu," so Andreas Meier. Hier lohne es sich mit einem Fachmann nachzuforschen, welche das sind, gibt Meier einen Hinweis.

Und einen Tipp hat der Heizungsfachmann noch: "Der Trend geht zu Hybridheizungen, die sich je nach Bedarf unterschiedlicher Energieträger bedienen, zum Beispiel eines Gaskessels mit integrierter Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage am Dach". Den Wünschen der Heizungsbauer würden immer weniger Grenzen gesetzt.

Heizungsfachmann Andreas Meier weiß, welche Heizart sich rechnet. (de)



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14. November 2016 14:19
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Doris Emmer
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